Rückblick auf 30 Jahre Amphibienschutz in Kärnten
Im Jahr 1983 wurden in Kärnten erstmalig Amphibienschutzaktivitäten an Straßen gesetzt. Engagierte Naturschützer bauten in Eigenregie Schutzzäune entlang von Straßenabschnitten und organisierten eine Betreuung der Strecken für mehrere Wochen.
Die allererste Strecke war in der Nähe von Ferlach und wurde von der Naturschutzjugend unter der Leitung von Cäcilia Wieltschnig betreut.
Im Verlauf der kommenden Jahre wurden im gesamten Landesgebiet weitere Schutzzäune aufgestellt. Zu den ersten Wanderstrecken in Kärnten zählten zwei Straßenabschnitte im Bereich von Klagenfurt, eine in der Nähe von Villach, eine in der Nähe von Mittertrixen und eine weitere im Bereich von Nötsch.
Im Jahr 1988 kam es zu einer umfangreichen vom WWF durchgeführten Bestandserhebung von Amphibienwanderstrecken auf Straßen in ganz Österreich. In Kärnten wurden 134 Straßenabschnitte mit Amphibienwanderung gezählt.
Im selben Jahr wurden von Frau Mag. Backé im Zuge eines Schulprojektes am Bundesgymnasium Jergitsch-Straße alle beim Amt der Kärntner Landesregierung gemeldeten Amphibienlebensräume dokumentiert (Lokalisation, fotografische Darstellung, Maßnahmen für weitere Schutzmaßnahmen).
Außerdem wurde die landesweite Schutzaktion erstmalig im Auftrag der Kärntner Landesregierung von Herrn Dr. Kurt Rakobitsch organisiert und koodiniert.
Das Jahr 1989 wurde vom Amt der Kärntner Landesregierung zum "Jahr der Frösche" erklärt und bildete den Startpunkt einer landesweiten Amphibienschutzaktion.
Ziel dieses Naturschutz-Jahresthemas war es, eine Informations- und Bewusstseinsbildung zum Schutz der heimischen Amphibien sowie deren Lebensräume zu starten.
Das ganze Jahr über wurden zahlreiche Amphibienprojekte in Schulen durchgeführt (bsp. Säuberung von Teichen, Betreuung von Amphibienschutzzäunen, Durchführung von Mal- und Zeichenwettbewerben). Initiiert wurde diese Aktion von Frau Prof. Backé vom Jergitsch-Gymnasium in Klagenfurt. Am 10. Juni 1989 fand im Gemeindesaal von Weitensfeld eine Abschlussfeier der Aktion "Rettet die Frösche" mit anschließender Preisverleihung an die Schulen, die an diesem Projekt aktiv mitgearbeitet haben, statt.
Im selben Jahr wurde auch der erste "Krötentunnel" in Kärnten eingebaut - in Wernberg bei Villach.
Im Jahr 1990 wurde die Schutzaktion von Herrn DI Karl Krachler betreut. Er hatte die Aufgabe, zwischen den Straßenmeistereien und den Betreuern als Vermittlungs- und Kontaktperson zu dienen und bei der Lösung von auftretenden Problemen im Rahmen der Schutzaktion mitzuwirken. In die Schutzaktion involviert waren Privatpersonen, Gemeinderäte, Lehrer, Schulen, das Jugendrotkreuz, der Naturschutzbund, WWF Kärnten, die Landesregierung Abt. 20, Magistrat Klagenfurt und Villach, Straßenbauämter und Bezirksbehörden, Gendarmerie und Jägerschaft.
Seit 1991 ist die Arge NATURSCHUTZ mit der Koordination und Organisation dieser landesweiten Naturschutzaktion betraut. Im Vordergrund stand zunächst die Sicherstellung der personellen Betreuung der 73 bekannten Amphibienwanderstrecken. Die Schutzzäune an den Wanderstrecken wurden von Privatpersonen und Straßenmeistereien aufgestellt und betreut. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit wurde immer wieder versucht, neue ehrenamtliche Mitarbeiter für die Schutzaktion zu gewinnen.
Am 25. Februar 1993 fand die dritte österreichweite Tagung "Amphibienschutz an Straßen" erstmalig in Kärnten und zwar im Straßenbauamt Villach statt. Dabei war auch die Abteilung Straßenbau (Herr DI Hermann Dohr) aktiv in die Organisation der Veranstaltung mit eingebunden. Die Tagungsexkursionen führten zu verschiedenen in Kärnten bereits eingebauten Amphibien-Tunnel-Anlagen (Nötsch, Wernberg, Ossiach und Zwischenbergen).
Im Verlauf der kommenden Jahre wurden einerseits die Kontakte zu den Betreuern und Zaunaufstellern intensiviert, andererseits wurde an der Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen im Bereich der bestehenden Amphibienwanderstrecken gearbeitet.
1994 wurden erstmalig so genannte Amphibien-Betreuer-Treffen veranstaltet. Dabei konnten sich die bereits aktiven Mitarbeiter untereinander kennen lernen und Erfahrungen und Erlebnisse austauschen. Mit diesen auch über die Medien beworbenen Veranstaltungen konnten neue Betreuer gewonnen werden.
Der ÖAMTC Kärnten unterstützte die Aktion mit reflektierenden Armbinden, die an die Streckenbetreuer ausgegeben wurden.
Seit 1995 werden wissenschaftliche Untersuchungen wie die Untersuchung der Laichgewässer vor und nach der Laichwanderung, die Kartierung des Umlandes von Laichgewässern sowie spezielle Amphibienuntersuchungen durchgeführt.
Außerdem wurden erstmals so genannte Aktionstage an einer Amphibienwanderstrecke zur Zeit der Amphibienwanderung am Abend durchgeführt.
1996 wurden die Streckenbetreuer zu einem Kabarettabend unter dem Titel "Vox broccoli" von Peter Orthofer mit Erwin Neuwirth eingeladen. Die Veranstaltung wurde auch genützt, um Pläne für die kommende Amphibienwandersaison zu schmieden.
Unter der Leitung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten wurde ein Arbeitsausschuss bei der Forschungsgesellschaft für das Verkehrs- und Straßenwesen einberufen, der Kriterien für bauliche Anlagen zum "Amphibienschutz an Straßen" erarbeitete. Im Verlauf der nächsten Jahre fanden mehrmals pro Jahr Arbeitssitzungen zu diesem Thema statt, an welchen die Arge NATURSCHUTZ aktiv mitgearbeitet hat. Die erarbeitete Richtlinie RVS 04.03.11 "Amphibienschutz an Straßen" fasst erstmals für Österreich den Stand der Technik zu diesem Thema zusammen und wurde im September 2003 für alle Autobahnen und Schnellstraßen verbindlich erklärt.
Seit 1997 sind die Amphibienbetreuertreffen eine regelmäßige Einrichtung, die an verschiedenen Orten in Kärnten durchgeführt werden. Das Interesse der Betreuer war sehr groß und bei den Treffen wurden Maßnahmen diskutiert und Vorschläge eingebracht. In diesem Zusammenhang kam auch die Anregung, einen Amphibien-Bestimmungskurs für Betreuer anzubieten. Die Bestimmungskurse wurden an 4 verschiedenen Wanderstrecken mit einer hohen Artendichte durchgeführt.
1998 wurde ein Versuch gestartet, neue Betreuer für die mittlerweile 122 bekannten Amphibienwanderstrecken zu gewinnen. Im Raum Hermagor wurden alle Gartenteichbesitzer angeschrieben und über die Amphibienwanderung informiert. Gartenteiche stellen oft neue Laichgewässer dar und locken dadurch die Amphibien über nahegelegene Straßen.
In Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Hermagor wurde ein großes Amphibienfest veranstaltet. Die Schüler erarbeiteten wochenlang das Thema "Amphibien" und präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeiten im Rahmen des Festes. Höhepunkt des Festes war ein mehrere Meter langer "Torten-Feuersalamander", ein Anwärter für das Guiness-Buch der Rekorde.
Die Aktion "Rettet die Frösche" erhielt den Umweltschutzpreis des Landes Kärnten.
Die Broschüre "Kärntens bedrohte Natur - Amphibien" sowie eine dazu gehörende Ausstellung wurden ebenfalls in diesem Jahr erstellt.
Im Verlauf des Jahres 1999 wurden an verschiedenen Straßenabschnitten Verhandlungen zum Einbau von "Krötentunnel" geführt. Einige Vorschläge konnten auch verwirklicht werden. Um die Bevölkerung auf das Thema erneut aufmerksam zu machen, gestaltete der ORF einen Fernsehbeitrag zum Thema "Froschwanderung".
Für die Landes-Straßenbauverwaltung wurden im Rahmen ihrer Fortbildungsveranstaltungen Vorträge zum Thema Amphibienschutz angeboten.
Um die Betreuer auf dem Laufenden zu halten, wurde ein Informationsblatt, der so genannte "Froschklauber", ins Leben gerufen. Im Froschklauber werden mehrmals jährlich Beiträge zu aktuellen Amphibienschutz-Themen veröffentlicht.
Im Jahr 2000 hat die Arge NATURSCHUTZ für interessierte Gemeinden und Schulen einen Diavortrag zum Thema Amphibienschutz zusammengestellt. Durch diese Multiplikatorfunktion kann der Kreis der Frosch-Interessierten wiederum vergrößert werden. Eine Amphibienstreckenbetreuerin wurde wegen ihres Engagements zum Schutz der Amphibien von der Kleinen Zeitung zur Kärntnerin des Tages gewählt.
Im Jahr 2001 wurde erstmalig auch eine Tagesexkursion angeboten - die Exkursion zu den blauen Fröschen. Das Interesse war enorm und die bereits sehr seltenen Balkan-Moorfrosch-Männchen konnten in ihrer himmelblauen Tracht bewundert werden.
Insgesamt waren bereits 134 Amphibienwanderstrecken in ganz Kärnten bekannt. Im Rahmen einer herpetologischen Tagung in Zalec/Slowenien wurde die Kärntner Amphibienschutzaktion vorgestellt.
In den Jahren 2002 bis 2006 wurden die landesweiten Aktivitäten zum Amphibienschutz über die INTERREG III A Projekte weitergeführt. In enger Zusammenarbeit mit Partner-Institutionen aus Österreich, Slowenien und Italien wurden vielfältige Maßnahmen zum Amphibienschutz umgesetzt sowie eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit betrieben. 2003 wurde eine internationale Tagung zum Thema "Amphibienschutz im Alpen-Adria-Raum" in Kärnten durchgeführt.
Im Jahr 2005 wurden im Rahmen einer Fortbildung für die Partieführer und Streckenwarte der Landesstraßenverwaltung sechs Vorträge zum Amphibienschutz an Straßen gehalten. Insgesamt 156 Mitarbeiter der Straßenmeistereien nahmen an den Schulungen teil. Das Interesse am Thema war erfreulich groß und es gab stets angeregte Diskussionen nach der Präsentation. Mit dieser Form der intensiven Informationsvermittlung konnte die Qualität des Zaunaufbaus merklich verbessert werden, wie uns von einigen Streckenbetreuern berichtet wurde.
In den Jahren 2006, 2007 und 2008 wurden auf Initiative und unter Begleitung durch die Arge NATURSCHUTZ an mehreren Amphibienwanderstrecken neue Durchlässe bzw. komplette Tunnel-Leit-Anlagen errichtet (AW 11, AW 30, AW 38, AW 60, AW 69, AW 103, AW 157), wobei die neuen Standards gemäß RVS 04.03.11 "Amphibienschutz an Straßen" Berücksichtigung fanden.
Im Mai 2008 wurde eine Feier anlässlich des 25 Jahr Jubiläums der Aktion "Rettet die Frösche" in Kärnten durchgeführt, bei der die oft langjährigen Mitarbeiter dieser Schutzaktion von den in der Landesregierung zuständigen Referenten – Landeshauptmannstellvertreter Gerhard Dörfler und Landesrat DI Uwe Scheuch – mit einer Urkunde und einem immerwährenden "Froschkalender" geehrt wurden. Das Rahmenprogramm wurde von den Volksschulen Ferndorf und Weißenstein mit verschiedenen Gedichten, Texten und Liedern, die von den Schülern mit großer Begeisterung vorgetragen wurden, gestaltet.
In den Jahren 2009 bis 2013 wurden die Tätigkeiten der Arge NATURSCHUTZ zur Koordination und Umsetzung der vielfältigen Schutzmaßnahmen für Amphibien in Kärnten über ein ELER-Projekt mit dem Titel "Aktion Rettet die Frösche 2009-2013" gefördert.
2013 feierte die nunmehr erfolgreichste Naturschutzaktion des Landes Kärnten - die "Aktion Rettet die Frösche" - ihr 30 jähriges Jubiläum. Zum gegebenen Anlass wurden sämtliche freiwilligen Helfer, Vereine und Institutionen, die sich für den Amphibienschutz an Straßen engagierten, am 14. September 2013 zur Festveranstaltung ins Messe Centrum Klagenfurt eingeladen. Als kleines Dankeschön für den mühevollen Einsatz um diese schützenswerte Tiergruppe erhielten die Anwesenden eine Urkunde, überreicht von Dr. Štefan Merkač in Vertretung des Landesrates und Naturschutzreferenten Rolf Holub, sowie eine druckfrische Ausgabe der Broschüre "30 Jahre Amphibienschutz an Kärntens Straßen".
Die aktuelle Broschüre kann bei der Arge NATURSCHUTZ bezogen werden.